Haus Lauvenburg in Nemmenich

Ein Beitrag zur Denkmal- als auch zur Namenskunde im Rheinland

Dieser Aufsatz ist ein Versuch, das historisch weitgehend im Dunkel liegende Haus Lauvenburg bei Nemmenich/Zülpich denkmaltopographisch zu besprechen. Es werden in der Literatur bisher unberücksichtigte Quellen sowie hilfsweise Onomastik und Heraldik herangezogen und rezipierte Ansichten revidiert.

Inhalt

Situation
Aktuelle und historische Situationen
Kritische Betrachtung der Historiographie
Revidierung der Besitzfolgen
Onomastik und Heraldik
Gründe für "Auenburg" statt "Löwenburg"
Heerschild
Politische Einordnung
Louvenbergs Gut
Stamm- und Stockgut, Lehen und Renten
Resümee

Situation

Unweit von Zülpich, im südwestlichen Stadtteil Nemmenich etwas abseits des Dorfs liegt Haus Lauvenburg (50.687187 N, 6.686726 E), eine mittelalterliche, zweiteilige und wasserbewehrte Niederungsburg mittlerer Größe. Der Wehrweiher wird aus dem Mühlengraben geflutet. Die nahezu quadratische Burginsel ist lediglich auf der östlichen Seite und weniger als zur Hälfte bebaut. 1

Vor- und Hauptburg, d.h. Wirtschaftsgebäude und Herrenhaus, werden durch einen wasserführenden Winkelgraben von einander getrennt. Die Vorburg wurde nach dem verheerenden Brand 1873 landestypisch dreiflügelig in Backstein ersetzt; vermutlich hat es sich ursprünglich um Fachwerkbauten gehandelt.

Die zweiflügelige Hochburg ist ein um einen Innenhof angelegter doppelstöckiger überwiegend mittelalterlicher Backsteinbau. Der Ostflügel mit dem Tortrakt ist spätgotisch. Über dem Torbogen in Konche Hausfigur Joseph mit Kind. Der breitere Südflügel dürfte im 16. Jahrhundert einen früheren Bau erweitert oder ersetzt haben. 2 Im Winkel der Flügel zum Innenhof hin ist ein Treppenturm aus dem 16. Jahrhundert mit geschweifter Haube eingeschlossen, darauf eine Wetterfahne aus dem 18. Jahrhundert. 3 Die Fenstereinteilung ist gotisch, die ursprünglich schmalen Fenster mit steinernen Quersprossen sind im 17. Jahrhundert in die heute sichtbaren, größeren rechteckigen Fenster umgeformt worden. Neben das Tor im Ostflügel wurde um 1890 wenig stilsicher ein Barockportal von der Hofseite transloziert und anstelle einer Fensterachse eingesetzt. Mauervorsprünge, innenliegende Runderker und vermauerte Türöffnungen lassen erkennen, dass die heute offenen Seiten des Innenhofs ursprünglich mit einer bis an die Dachkrägung der Bauten reichenden Wehrmauer umgeben waren und eine hölzerne Galerie auf Höhe des zweiten Geschosses Mauer und Gebäude umlief und über diese der Zugang zum Herrenhaus erfolgte. 4 Ab dem 16. Jahrhundert ersetzte der Treppenturm die wohl offene Holztreppe. Freunde der Baustilkunde können sich an der markanten, noch ganz mittelalterlichen Toilettenanlage am Ostflügel erfreuen: Der aus der Mauer vorspringende Abort liegt wohlweislich zur Nordseite und lässt zielsicher in den Weiher münden. 5

Nach außen vermittelte die Hochburg ursprünglich also einen kompakten, vierflügeligen Eindruck. Vermutlich konnte die Wehrmauer noch von einem Turm im Nordwesten der Anlage übersehen und in den Flanken geschützt werden. 6 Untypisch für Anlagen dieser Größe und der Zeit wäre das jedenfalls nicht.

J.F. v. Welser zeichnet um 1720 sogar zwei Flankentürme1, gibt die Hochburg allerdings zwar richtig als zweiflügelig und mit dem Treppenturm, indes falsch mit parallel liegenden Flügeln wieder. 7 Der zweite, südöstliche Flankenturm bei Welser scheint daher eine Folge der falschen Anordnung der Flügel zu sein. Der vierflügelige Hof indes ist durchaus möglich gewesen. 8 Mithin ist anzunehmen, dass Wehrmauer und eventuell Flankenturm nicht vor 1720 abgegangen sind.

Denkmalpflegerische Daten
  • Lage: 50.687187 N, 6.686726 O; Stadt Zülpich OT Nemmenich, Kreis Euskirchen
  • Anlage: Spätgotische Niederungsburg aus Backstein in geflutetem Wehrweiher, Vorburg nach Brand 1873 in Backstein erneuert
  • Hochburg: Überwiegend mittelalterliches zweiflügeliges Herrenhaus, ältester Bauteil Ostflügel, Treppenturm und Erweiterung des Südflügels 16. Jh., Fenster 17. Jh., Tür neben dem Tor im Ostflügel 18. Jh. (a1890 vom Innenhof versetzt)
  • Abgänge: Ringmauer (mit vermutetem Turm in NW), Zugbrücken, teils versumpfter Weiher
  • Funktion: Schutz der benachbarten Mühle, Jülicher Burgengürtel um Zülpich

Kritische Betrachtung der Historiographie

Die für die Geschichte der Lauvenburg einschlägigen und wohl reichhaltigen Archive sind vor ihrer Auswertung untergegangen: Das Pfarrarchiv in Nemmenich brannte 1819 nieder, nur wenige Dokumente blieben erhalten, das Pfarrarchiv St. Peter in Zülpich erhielt am 24. Dezember 1944 einen Bombenvolltreffer und wurde nahezu restlos zerstört. Abgesehen von den Besichtigungen durch den Landeskonservator wurden keine kunsthistorischen und keine archäologischen Untersuchungen an der Anlage durchgeführt. Ein Glasfenster mit einer Wappenabbildung in der romanischen Kapelle in Nemmenich kam 1850 abhanden. Dann wurde die ganze Kapelle im Zuge der 1886 an ihrer Stelle errichteten neugotischen Pfarrkirche abgerissen und dabei ging die Grablege der Burgherren ohne vorhergehende denkmalpflegerische Betrachtung in dem Fundament der neuen Pfarrkirche unter.

Besitzfolgen

Die Entstehung des jetzt noch gegenwärtigen Hauses Lauvenburg wird nach Baustil und Architektur der Anlage in das 14. Jahrhundert datiert. Als urkundliche Ersterwähnung wird daher eine Dotationsurkunde des Klosters Hoven aus dem Jahr 13562 angesehen. In dieser Urkunde wird unter den Stiftern ein Orts­ade­liger3 aus Nemmenich aufgeführt, ein Henz [Johann] van Louvenberch, der offenbar nach der dortigen Burg genannt wird. In der Folgezeit treten im Zülpicher Raum weitere dieses Namens als Rittermäßige und darunter auch mit dem persönlichen Klassenzugehörigkeitsmerkmal als Doktoren (milites legalis militiae) und immer wieder als Schöffen in den erhaltenen Urkunden in Erscheinung.4 H. Herzog nimmt an, dass die Louvenberg Ministeriale aus dem Stand der Freien waren und als Meier eingesetzt5, die also als administrative Verwalter nicht wie viele der späteren Niederadeligen aus dem Stand der Hörigen als Schergen zu Reiterdiensten herangezogen wurden.

Offenhaus

Dann erscheint die Lauvenburg in den Quellen 1408 als Offenhaus des Herzogs von Jülich; der Kurfürst von Köln fordert vom Herzog Schadensersatz: "Zum ersten fordern wir solchen schaden, as uns ind den onsen mit gevangen, doiden [Töten] gewanten name [Gefangennahme], raube und brande, die uns ind den unsen tags ind nachts geschieht synt van Lovenberg synen offenen schlosse".6 Erhoben wurde die Forderung in der Zeit gewaltsamer Konflikte zwischen dem Kölner und dem Jülicher Fürsten um die Stadt Zülpich, und dies hatte zu einem Kranz von Burgen um die Stadt geführt, an denen der Jülicher das Öffnungsrecht besaß. Das Öffnungsrecht berechtigte den Inhaber, hier den Jülicher Fürsten, im Fehdefall zur unentgeltlichen Nutzung einer Burg, verschaffte ihm also einen militärischen Stützpunkt, und wurde oft mit Geld abgegolten. Das sparte dem Fürsten die Kosten für eigene Fortifikationen und unterstützte niedere Adelige beim Hausbau, indem es diesen ein Befestigungsregal zur Stabilisierung eigener oder vermeintlicher Ansprüche verschaffte – eine Win-Win-Situation, auch wenn man sich nicht immer an die Abmachung hielt, und das nicht nur im Rheinland. Dass es sich bei der Lauvenburg in der Wortwahl der kurkölnischen Kanzlei um ein "Schloss" handelte, ist nichts weiter als die zeitgenössische Bezeichnung für ein festes Haus. Eine inhaltliche Abgrenzung zur Burg war damit nicht gemeint, allenfalls formal durch eine größere Anlage mit gehobener Fortifikation gegenüber einem durch Graben und Palisade geschützten Fachwerkbau.

Von den Louvenberg an die Bleymann

Wenn in den erhaltenen Urkunden nach jenem Henz van Louvenberch auch weitere dieses Namens als Rittermäßige im Zülpicher Raum angesprochen werden, so ist aufgrund der dürftigen Lage bei den Primärquellen bis heute nicht ganz klar, in welcher Beziehung die Leute dieser relativ weit verzweigten Familie zu der Burg standen.

P. Heusgen meint, dass die Louvenberg nach 1408 Herren auf der Burg waren.7 Rezipiert wird die Auffassung von H. Herzog, wonach die Brent von Vernich die ortsadeligen Louvenberg um 1408 verdrängt hätten und die Burg von den Brent an den Kölner Johannes Leo von Bleymann kam.8 Diese Meinung lässt jedoch Quellen, die ein anderes Bild geben, unberücksichtigt:

Johann Brent wird in Urkunden von 1450 und 1452 zwar "anders genannt van Louvenbergh".9 Das kann nahelegen, wie Herzog aufgrund eines gewissen Anspruchs des Brents auf die benachbarte Herrschaft Eicks meint, dass der als Haudegen bekannte Johann Brent sich diesen Namen mit der Jülicher Besatzung auf dem Offenhaus Lauvenburg 1408 während der blutigen Auseinandersetzung um die Stadt Zülpich gemacht hatte. Zumal die Louvenberg, womöglich diese und ihre Knechte in anderen Konflikten als losledige Mannen bezeichnet, in die andere, die kurkölnische Seite verzweigt gewesen zu sein scheinen. Dagegen ist es unwahrscheinlich, dass die Brent die Louvenberg verdrängt hätten und die Burg von ihnen an den Kölner Bleymann, der 1617 "alß der Zeit einhabere des hauß Lauvenbergs" genannt wurde10, hätte kommen können. In der Urkunde von 1456 zur Erbauseinandersetzung nach Johann Brent taucht der Namenszusatz "Louvenbergh" auch nicht mehr auf.11 Die Brent starben zudem bereits 1533 im Mannesstamm aus, und es sind weder die Brent noch ihre Erben, die Eynatten und Orsbeck, in den erhaltenen Urkunden und Akten aus Zülpich und Nemmenich erwähnt worden. Es liegt viel näher, dass Leo Bleymann die Lauvenburg aus dem Erbe nach dem Dr. leg. Siebert von Louvenberg erworben hatte.

9Ritterturm Haus Groenendal

Dieser war Professor für Kaiserrecht in Köln und Prokurator am Reichs­kammer­gericht gewesen, genoss zeitweilig das Protegé der Königin von Ungarn, der Kaiserschwester am Brüsseler Hof, und wurde vom Reichsgrafen von Manderscheid für die protestantische Sache empfohlen. Ab 1538 trat er als Agent des Landgrafen von Hessen auf und spielte als Diplomat eine nicht unbedeutende Rolle im Schmalkaldischen Bund.12 Sein Repräsentationsbedürfnis hatte er bereits 1544 mit dem 87 Fuß, mit Dachkappe 100 Fuß hohen, "besonders schönen" der sogenannten Rittertürme 9 in der Reichsstadt Köln an seinem Haus Groenendal untermauert.13 Ihm könnten die Erweiterungsbauten aus dem 16. Jahrhundert an der Lauvenburg zugeschrieben werden, zumal er 1550 die Schef­fe­rei in Nemmenich in Erbpacht nahm und damit das Burggut abrundete14 (und mit Treppentürmen kannte er sich ja aus). Bleymann hatte ebenfalls Beziehungen in die Justiz und in den höheren Beamtenapparat. Sein Sohn Hubert, »der woledle und gestrenge Herr«, war Reichspfennigmeister, berechnete und verwaltete also die Reichssteuern der Reichsstände und war quasi ein Währungs- und Finanz­ex­perte.

Eine Beziehung ergibt sich mehr noch dadurch, dass Bleymanns Frau Helena von Ropertz mit Magdalena von Neel versippt war15. Magdalena von Neel entstammte einer Familie aus der Führungsschicht der Reichstadt Köln16 und war zunächst mit dem Seidenkaufmann und kurkölnischen Rat Peter von Ropertz verheiratet gewesen17. Nach dessen Tod in Deventer heiratete sie jenen Dr. leg. Siebert Louvenberg und brachte in diese Ehe Kinder, zumindest eine Tochter aus erster Ehe ein.18 Als doppelte Witwe schließlich war sie in dritter Ehe mit dem kurkölnischen Rat Dr. Adam Horst liiert.19 In der Erbauseinandersetzung nach ihrem Tod fiel das Haus Groenendal dem Dr. Horst zu, der die Louvenberg mindestens mit einem Rentenbrief über 2.000 Goldgulden auf den Bonner Zoll20 abfand.

Die Lauvenburg kam 1603 unter den Hammer und wurde an die Sippschaft aus erster Ehe verkauft. Davon zeugen eine Auseinandersetzung vor dem Abt von Siegburg 1663 und ein Prozess der Kreuzbrüder in Köln vor dem Reichs­kammer­gericht in den Jahren 1681-84 (-85 ?):

Bleymanns Enkelin Maria Elisabeth Bleymann, Tochter des Adam von Bleyman und der Agnes Vetgen, brachte die Lauvenburg an den kurpfälzischen Rat Johann von Scheiff. Die Scheiff bemühten 1663 einen anderen Dr. Siebert von Louvenberg, nämlich den gleichnamigen Enkel des vorgenannten Doktors21, als Zeugen, um ihren Anspruch auf das Kirchengestühl in der ersten Reihe der Nemmenicher Kapelle gegen den Junker Adam von Horrig zu bekräftigen. Dieser "hochbetagte" Doktor bezeugte denn auch, dass die Herren auf der Lauvenburg den Anspruch seit "undenklichen Zeiten" inne gehabt hätten.22 Die "un(vor)denkliche Zeit" ist ein besitzbegründendes Rechtsinstitut. Es wird heute noch in Ermangelung schriftlicher Beweisquellen benutzt.23 Voraussetzung ist, dass der Entstehungszeitpunkt des Anspruchs unbekannt ist (in einer unbekannt früheren Zeit liegt) und der beanspruchte Rechtszustand seit einem Menschenalter unverändert und unangefochten als Recht besessen worden ist und ein weiteres Menschenalter vorher keine Erinnerung an einen jemals anderen Rechtszustand bestanden hat. Ein Menschenalter rechnete man auf 40 Jahre, als Zeuge tauglich war man nach Ansicht des Reichs­kammer­gerichts mit wenigstens 10 Jahren. Danach hätte der betagte Doktor einen unveränderten Zustand seit mindestens 100 Jahren (J.Ch. Gottsched verstand 1762 die "undenkliche Zeit" als eine Untergrenze von 300 Jahren24) dargestellt und damit das Besitzverhältnis des älteren Dr. Siebert belegt.

Schließlich klagten die Kreuzbrüder aus Köln gegen die Erben Scheiff des "Louvenbergs Gut" in Nemmenich wegen vor dem Reichkammergericht.25 Sie erhoben gewisse Ansprüche, da Wilhelm von Louvenberg, ein Sohn des älteren Dr. Siebert von Louvenberg in ihren Orden eingetreten war. Wilhelm Louvenberg war aus dem Orden aber auch wieder ausgetreten und nach den Gerichtsakten überließ Leo Bleymann dem "sehr alten" Wilhelm Louvenberg noch bis 1615 gemeinsam mit seiner Frau Maria von Kottersbach26 das Wohnrecht auf der Lauvenburg und den Nießbrauch des Guts. Auch in diesen Gerichtsakten werden die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen der Magdalena von Neel und den Bleymann dargestellt.

Besitzfolgen nach 1669

Nachdem das Haus Lauvenburg also von den Louvenberg über Magdalena von Neel an den Bleymann und von dessen Nachkommen an die Scheiff fiel, sind auch die folgenden Besitzverhältnisse deutlich überschaubar:
Maria Elisabeth Scheiff (†1718), Tochter des Adam Theodor Scheiff (†1681) und der Maria Katharina Heimbach, heiratete den Kurpfälzischen Geheimrat und Schultheißen der Herrschaft Bollheim Johann Heinrich Cramer von Clauspruch (†1725) und erhielt die Lauvenburg als Mitgift. Deren Monogramm I.H.C.M.E.S. und die Jahreszahl 1669 befinden sich an der Wetterfahne auf dem Treppenturm. Nach ihnen besaßen Adelheid (†1738 als Karmelitesse in Köln), Theodor Bartholomäus (†1746) und der kurkölnische Ap­pella­tions­rat Arnold Heinrich Cramer die Burg. Ein Bruder Theodor Bartholomäus', Johann Melchior Cramer von Clauspruch wurde 1680 auf der Lauvenburg geboren und war bis zu seinem Ableben 1740 in Wetzlar kurkölnischer Reichs­kammer­gerichts-­Assessor. Von den Cramer, die 1762 nach Adenau verzogen, kam das Gut an den französischen Emigranten Graf Latour. Er brachte das Barockportal an, das 1890 von einem weniger stilempfindsamen Bauherrn neben das Tor versetzt worden ist, ursprünglich aber vom Innenhof in einen Saal des Südflügels führte, im Oberlicht das Monogramm "L". Vermutlich hat er die Wehrmauer und den eventuellen Flankenturm niederlegen lassen, um den düsteren Innenhof zu lichten. Das würde jedenfalls zu dem repräsentativen Portal, das in eine Halle führte, gut passen. 1794 war der Graf gehalten, vor den französischen Revolutionstruppen zu fliehen, und das Gut geriet unter die französische Domänenverwaltung. 1799 pachtete es Johann Wilhelm Krüppel, Munizipalagent und seit 1800 Notar in Zülpich, und erwarb es schließlich 1808 von der Domänenverwaltung. Um 1838/40 verkaufte er es an den Kölner Makler Winand Guffanti und dessen Erben verkauften es wiederum 1860 an den Landwirt Bergerhausen. 1982 fand ein Eigentümerwechsel für die Burg aber ohne das Gutsland statt und die Anlage wurde renoviert.

Onomastik und Heraldik

Die vereinheitlichte Schreibweise Lauvenburg hat sich erst zu Beginn der politischen Moderne in Deutschland während der Besatzung des Rheinlandes im Zuge der französischen Revolution durchgesetzt. Die mittelhoch- und frühneuhochdeutschen Schreibweisen sind überwiegend Lou(v)enberg, Louven-/Lowenberg, Lauven-/Lauwenberg, bei von auswärts kommenden Schreibern Loeffenberg sowie auch mit -bergh oder in der ripuarischen Form -berch oder -borch. Wohl aufgrund des bei Luther erschienen mitteldeutschen Lau oder Law für den Leu, den Löwen27, hat man Lauvenberg bzw. Lauvenburg sicherlich nicht zum Missfallen der Burgherrn und schließlich allgemein als Löwenberg bzw. Löwenburg transkribiert. Der rheinische Volksmund nennt sie weiterhin Loveborch. Die Endungen -berg und -burg werden etwa seit der Neuzeit synonym verwendet. Berg ist dabei die ältere Wortverwendung und kommt auch in Bezug auf die Lauvenburg in den älteren Quellen ständig vor. Berg bezeichnete nicht nur die Erhebung eines Gebirges. Im Sprachgebrauch der Germanen des Flachlandes war Berg eine Verknüpfung von bergen und schützen und bezeichnete allgemein ein Annäherungshindernis. In diesem Sinne wurden an Burgen keine allzu großen Erwartungen gestellt. Nach dem Sachsenspiegel mochte ein Wassergraben, eine Palisade, mochten ein paar Zinnen oder eine erhöhte Tür in einem steiernen Haus zur Charakterisierung einer Burg ausreichen.

Hinsichtlich der Transkription ist aber zu beachten, dass die Qualität von Schriftstücken sehr von der Gelehrsamkeit des Schreibers abhing. Auch ab dem späten Mittelalter noch wird solcherart deutlich: Vergleicht man Urkunden verschiedener Rechtskreise, so weisen die der Hofkanzleien und Universitäten eine höhere sprachliche Qualität auf, als die aus niederen Rechtskreisen. Zudem war die Kunst des Schreibens im Verlauf des Mittelalters und in die Neuzeit hinein nicht allzu sehr verbreitet. Noch heute kennt die BRD rund sieben Millionen zumindest funktionale Analphabeten. Deshalb griff man damals insbesondere auf dem Land auch auf Schreiber von außerorts oder zugewanderte Schreiber zu, die dann das, was sie hörten, mehr oder weniger nach ihrer Fasson niederschrieben und denen zum Beispiel die Diphthongierung im Rheinland gänzlich unbekannt sein konnte.

Etymologie

In den Urkunden der höheren Rechtskreise bis in das Spätmittelalter wurden die Löwenburgen regelmäßig "Lewenberg" geschrieben. In den fürstlichen Kanzleien und in der Universitätsstadt Köln werden die Nemmenicher indes nicht als Lewenberg bzw. Lawen- oder Lauenberg, sondern als Lauvenberg, Louen- bzw. Lovenberg, oder Louven- bzw. Lowenberg angesprochen. Selbst in der Landessprache gefärbt ist es immer noch Lauwenberch/Louven- bzw. Lowenberch. Im Ripuarischen aber ist "Löwe" Liew.28 So hat der Kölner Chronist Hermann Weinsberg (1518 - vermutl. 1597), M.A. und mehrfach Kölner Ratsherr, feinnervig zwischen Lauwenberg, Lauvenberg für den Dr. Siebert Louvenberg aus Nemmenich29 und Lewenberg für das Haus zum Löwen auf der Hohe Pforte30, auch Löwenberg genannt, unterschieden. Der Pastor Siebert Louvenberg schreibt sich selbst 1548 "Lauvenbergh",31 und der Dr. Siebert, der hessische Agent, wird in der Korrespondenz nach den Akten des Landgrafen Philipp 1538 als Sibert Loubenberch/Laubenberch angesprochen, 1546 als "hochgeborener Herr Seibert (Sybert) (von) Loven-/Lowenberg (Louenburg, Louuenburg)", dito 1550 und er selbst unterschreibt am 8. Juli 1553 seinen Bericht über seine Werbung beim Pfalzgrafen für die protestantische Sache mit "Sibert von Lauwenberch Doktor".32. Also eben nicht Lewenberg oder Lauen-/Lawenberg und wie in der älteren Forschung transkribiert und von da rezipiert "Löwenberg".

Die Kölner Historiographen Gelenius sprechen 1645 von einer Familie de Laude und de laudis monte vulgo Lovenbergh, die 1264 den Beginenkonvent Loyff Auf der Ruhr in Köln, auch St. Josef genannt, gegründet habe.33 Lateinisch laude übersetzt "Loyff" bzw. die Silbe "Loven" in "Lob". Da das lat. laudare "loben" dem mittelhochdeutschen louen entspricht34, lässt sich auf Schreiberetymologie schließen, zumal in der Rückübersetzung ins Hochdeutsche "Loben" und unter Berücksichtigung der im Rheinischen statthabenden Verschiebung des "b" ins "v" das keltische Wort lob, gallisch late (wie im frz. Arles, urspr. Are-late), gälisch laith für "Sumpf" hervortritt, das eben heute noch als lov in rheinischen Ortsnamen enthalten ist und auch in mittelfränkischen und oberdeutschen Orts-, Flur- und Wasserlaufnamen als Laub sowie Lob für "Sumpf", "Moder", "schmutziges Wasser" vorkommt.

Darauf deutet das Schreiben von 1538 aus den Akten des Landgrafen hin als auch die andere Formulierung bei Weinsberg, wonach der "steifsohn" (leiblicher Sohn) des "Dr. Laubenberch" geheiratet habe35.

Der Mediziner und Privatgelehrte Carl Friedrich Riecke führte 1865 aus, dass dem altdeutschen aw, ah und au für "Wasser" und dem altdeutschen abh, aw und ow für "Aue" das L als Gleitlaut vorgeschoben wurde, wodurch die an Wasser und Sumpf vorkommenden Namen mit Lau- wie Laubach und Lauvenburg entstanden und daraus wiederum und nicht zuletzt durch Verwechslung Namen mit Löwen- wie Löwenberg.36 H. Dittmaier weist im Rheinischen Flurnamenlexikon auf die Bedeutung von "Lau" als Beiwort aus mhd. , mnd. für "Lache", "Sumpf", "Sumpfwiese", "Flußwiese" hin.37

Solche Namenrückführungen auf feuchte Gegenden und keltische Bezeichnungen sind gerade in der älteren Literatur beliebt und nicht ohne Kritik.38 Es gibt aber auch beispielsweise in Oberzier/Kreis Düren die Straßenbezeichnung "Laufenberg", die noch Mitte des 19. Jahrhunderts als "auf dem Lovenberg" erscheint, der tatsächlich an die Bachniederungen des Ellbaches angrenzt.39 Vermutlich war dieser Lovenberg ein Berfes. Ein Berfes ist im Ripuarischen ein mehrgeschossiger Kornspeicher, der zum Schutz der Ernte und auch als letzter Zufluchtsort der Bauern in einer Sumpfwiese angelegt war. Im Freilichtmuseum Kommern ist ein solcher Berfes entsprechend transloziert. Die bei P. Clemen erwähnte Lauvenburg im Kreis Mettmann40 ist ein 1750 wiedererrichteter Fachwerkbau aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg. Die Anlage dürfte kaum den prängischen Namen "Löwenburg" verdienen, liegt indes in Mintard, heute Mühlheim, unweit der Rhur. Überhaupt ist der Name Lauvenberg in verschiedenen Schreibungen im Rheinland relativ weit verbreitet. Er kommt aber auch in Süddeutschland bis nach Österreich, also auch Gegenden mit rudimentären keltischen Sprachwurzeln, stets in Verbindung mit Wasser vor, sei es als der Lovenberg mit dem Schmutzwasser aus dem Bergbau oder in Laufenburg nach den Stromschnellen des Rheins.

Im Nemmenicher Fall kann dies auch darauf gestützt werden, dass für die dortige Lauvenburg eine frühere Entstehung als im 14. Jahrhundert angenommen wird.

Der rheinische Regionalhistoriker P. Simons übernahm für die Lauvenburg zwar auch den Namen Löwenburg, vermutete indes in der spätgotischen Anlage die Erneuerung eines Wehrbaus aus dem 12. Jahrhundert.41 Auch H. Herzog vom Amt für Denkmalpflege beim Landschaftsverband Rheinland hält die Lauvenburg für eine Löwenburg42, nimmt als Ausgangspunkt jedoch einen Herrenhof mit Kapelle und Mühle um das 10. Jahrhundert an43.

Für einen Umbau zur Lauvenburg aus dem 14. Jahrhundert sprechen zunächst Ansätze im Ostflügel, die auf einen ursprünglich schmäleren Bau schließen lassen (ähnlich: Burg Berg in Mechernich-Berg). Die Erweiterung aufgrund der Offenhaus-Funktion im Burgenkranz um Zülpich könnte dann auch die große Insel im Burgweiher erklären. In Anbetracht der schon erweiterten Burg hätte die fortifiktorische Bebauung der Restinsel zu einer Dimension geführt, die der geringen strategischen Bedeutung (abgesehen von der naheliegenden Heerfahrt) nicht gerecht werden konnte. Ähnlich wie in Veynau und Ringsheim im Kreis Euskirchen war wohl eine Gründersiedlung auf der Insel geplant, über die der Burgherr Ansprüche gegen die Nemmenicher Freiheiten politisch und wirtschaftlich im Schutz der Burg durchzusetzen gedachte. Denn nach dem bei J. Grimm veröffentlichtem Weistum des Dorfes Nemmenich stand dieses in keiner Abhängigkeit zur Lauvenburg und war auch dem Grundherrn nicht dienstverpflichtet.44 Es dürfte sich bei den Nemmenicher Nachbarn um sogenannte Rodungsfreie gehandelt haben, obgleich hierauf auch Leibzuchtbriefe, eventuell auf die Louvenberg ausgestellt, bekannt sind.

Die Lauvenburg war unterdessen zur Flutung ihrer Weiher vom Mühlengraben, dem landesherrlichen Kanal zur Versorgung der Mühlen im Hzgt. Jülich, abhängig und die Mühle in Nemmenich war grundherrlich und die Nemmenicher im Mühlbann. Insofern dürfte die Bedeutung des früheren Baus die eines Berfes, der zugleich als Befestigungswerk zum Schutz der Mühle diente, gehabt haben. Dann aber kann die Namensgebung der Lauvenburg viel eher den topographischen Begebenheiten geschuldet sein als dem prängischen "Löwenburg". Denn die Burg liegt in den ursprünglich und bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts sumpfigen Niederungen des Rotbachs. Diese Sümpfe schützten als Annäherungshindernis auch die der Burg benachbarte, zum Lehnsgut Lauvenburg gehörige Mühle, die Horsten mull zu Nommenich45, also eine Mühle, die in den Auen lag.

Dafür sprechen ferner die territorialpolitische Entwicklung der Gegend sowie das Wappen der Louvenberg.

Wappen

Bis Ende der Stauferzeit hatten die hochfreien Are, aus dem Erbe nach Bruno von Hengebach auch als verfassungsgeschichtlich ältere Grafen im Zülpichgau Rechte und Besitz.46 Obgleich die ältere Linie der Limburger, schieden sie ihr Wappen unter Beibehaltung der Farben und nahmen – wie U. Bader vermutet aufgrund ihrer Nähe zum Kaiser – einen Adler in Rot auf silbernem Feld an.47

10Are, Louvenberg

Für die Nemmenicher Louvenberg ist das gleiche Wappen geschieden in den Farben belegt: 10 Silberner Adler in schwarzem Feld.48 Daraus darf man auf ein Gefolgschaftswappen schließen, dem Bilde nach eines der älteren, aus der Zeit vor der großen Wappenscheidung. Zumindest sollte es vor 1246 entstanden sein, denn 1246 erfolgte die sog. Hochstadensche Schenkung. Nachdem die Are im Mannesstamm ausgestorben waren bzw. dieses Absterben sich anzeigte (es war noch bislang ein kinderloser Onkel vorhanden), verschenkte der Cognat Konrad von Hochstaden den Arer Besitz an das Erzstift Köln, wo er daselbst Erzbischof war. Die Schenkung verursachte heftigen Streit mit den anderen Cognaten, insbesondere den mehr als 150 Jahre andauernden blutigen Zwist um Zülpich zwischen den Erzbischöfen und den Jülicher Fürsten. Unabhängig davon jedoch gingen mit der Schenkung und der Auseinandersetzung darüber Besitz, Eigengutsrechte und Ministeriale über, und somit bestand ab 1246 keine Gelegenheit mehr, in das Gefolge der Are einzutreten. Mithin müssten die Louvenberg bereits vor 1246 in der Gegend gesessen und als Verwalter des vermutlichen befestigten Berfes in den sumpfigen Niederungen nach diesem benannt worden sein.

Für eine spätgotische Anlage des 14. Jahrhunderts ist die nach herrschender Meinung transkribierte Namensgebung Löwenburg denn auch ungewöhnlich. Die Namensgebung nach Wappentieren, wie dem im Rheinland aufgrund der herzogsfreien Zeit weit verbreiteten Löwen, ist eher typisch für die Stauferzeit (12.-13. Jh./1250).49 So wie bei der Löwenburg im Siebengebirge oder bei der Laufenburg bei Wenau. Beide Burgen wurden im 12. Jahrhundert gegründet, die eine von den Sayn, die andere von den Limburgern und beide Edelherren führten den Löwen im Wappen und so auch ihre Gefolgsleute. Die Mule von Alsdorf, die sich Louvenberg nach der kleinen, als Höhenburg aber durchaus repräsentativen Laufenburg bei Wenau nannten, führten den Limburger Löwen geschieden in den Farben und mit gestreuten Schindeln. Sie werden in den Urkunden auch "Lovinberg" geschrieben, so wie die Witwe Mechthild von Sayn nach dem Aussterben der ersten Grafen Sayn "Lewinberg". Die Are indes hatten keinen Anlass eine Burg auf ihrem Besitz nach einem anderen Wappentier als dem eigenen zu benennen oder bennen zu lassen. In der Auseinandersetzung nach der Hochstadenschen Schenkung kamen zwar zunächst Walram von Bergheim aus dem Hause Jülich und 1335 von diesem die Jülicher Grafen (seit 1356 Herzöge) in den Besitz des Nemmenicher Landstrichs, und diese führten einen Löwen im Wappen, doch da war die Stauferzeit vorbei. Für die Zeit danach und insbesondere für die Zeit der urkundlichen Ersterwähnung der Lauvenburg bei Nemmenich, 1356, sind Namen für Burganlagen wie Burg Konradsheim üblich. Oder wie die Lauvenburg in Kaarst bei Neuss, ein kurkölnisches Lehen, deren Bezeichnung auf eine Kurzform des Vornamens Ludwig zurückgeführt wird, und die bereits 1300 erwähnt wird. Der Leitname Ludwig aber kommt in Verbindung mit Herr­schafts- und Besitzrechten und Dotationen u.ä. im Raum Zülpich nicht vor, und bei den dortigen Louvenberg nach allen bekannten Urkunden, Akten und Epitaphen sowieso nicht. Die Flore, auch genannt van der Bloomen, die sich nach dieser Lauvenburg benannten, waren ein Neusser Schöffengeschlecht, das wohl erstmals schon von Konrad von Hochstaden belehnt worden war, unterdessen mit Lilie siegelte.

Es sind weitere Familien Louvenberg im Rheinland belegt und für diese wiederrum andere Wappen. Sechs sind hier zusammengestellt. 11 Zu erwähnen sind ferner Hausmarken auf Familien eben diesen Namens im Rheinland.

11von links nach rechts50:

  • erste Grafen Sayn, castrum Lewinberg Siebengebirge
  • Mule gen. Louvenberg, Laufenburg Wenau
  • Louvenberg, Lauvenburg Nemmenich
  • Flore gen. Louvenberg, Lauvenburg Kaarst
  • Louvenberg, Aachen
  • Louvenberg, Lechenich (?, Tinkturen?; so bei Oidtmann ohne Tinktur)

In privaten Forschungen wird eine agnatische Verbindung zwischen den Wenauer, Nemmenicher und Kaarster Louvenberg angenommen.51 Quellen dazu sind nicht erschlossen, jedenfalls nicht, dass diese bekannt sind. Es gibt wohl eine Darstellung bei A. Fahne aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in dessen genealogisch-historischer Ausarbeitung aus dem Kölner Schreinsarchiv, in der diese Familien unter einem Stamm subsumiert werden.52 Dies beruht offenbar ganz alleine auf der Annahme einer Namensgleichheit und damit einer Umkehr der Ereignisse: Die Wenauer, Nemmenicher und Kaarster benannten sich nach der Burg und nicht diese nach sich. Bei den Kaarstern tritt dies im Wappen ganz deutlich hervor: Die Flore siegelten als Louvenberg immer noch mit der Lilie. Es ist dagegen unwahrscheinlich, dass, von einem Wenauer Stamm ausgehend, gleich zwei Nachkommen ein exakt zum Namen namentlich passendes Lehen erhalten haben. Die Ausarbeitungen Fahnes sind indes auch des Vorwurfs geschönter Genealogie und idealisierter Geschichtsschreibung wegen heftig umstritten, und es sind nicht alle Unterlagen von Fahne zurückgekommen, sodass die Sache eindeutig nachprüfbar wäre. Nach heutiger Erkenntnis sind seine Darstellung jedenfalls zum Teil verfälscht.

Im Übrigen wären zur Unterscheidung etwaiger Linien viel eher umgekehrte Farben (sog. Widerwappen), unterschiedliche Helmkleinode, veränderte Farben, Beizeichen, Vermehrung oder Abänderung der Schildfiguren anstatt die Annahme gänzlich neuer Wappen zu erwarten gewesen. Insbesondere wäre an Turnierkragen, ein nach unten gezinnter Balken, Schrägrechtsbalken oder Faden zu denken, die eigens zur Unterscheidung jüngerer Nachkommen und stammverwandter Familien eingeführt worden waren (und nur sehr selten als reguläre Schildfigur gebraucht). Ende des 14. Jahrhunderts hörte dergleich schon wieder auf und man tendierte zu "Wappenbesserungen", die eine Erhöhung zeigen sollten, und dann auch Rangabzeichen. Heerschild und Besitz des Hauses Lauvenburg boten jedenfalls keinen Anlass, ein angestammtes ritterliches Wappen wie das der Flore und vor allem der Mule ganz abzulegen und auch nicht für eine Wappenbesserung.

Heerschild

Waren die Nemmenicher Louvenberg ursprünglich Arer Ministeriale, zwang die Folge der Hochstadenschen Schenkung zur Senkung des Heerschilds im Verhältnis zur Landesherrschaft durch die Jülicher. Nachdem nämlich die Arer Besitzungen, die an Walram von Bergheim gefallen waren, 1335 an die Grafen von Jülich kamen, konnten diese sie nicht selber halten und gaben sie als Unterherrschaft Dreiborn aus. Die Louvenberg waren dadurch nicht mehr Vasallen des Landesherren wie mit den Are und noch unter Walram, sondern qua Akt solche des Unterherrn geworden, der seinerseits ein Vasall des Landesherren war. Dadurch war die Lauvenburg nicht landtagsfähig und ihre Herren erschienen nicht auf dem Ritterzettel. Emanzipatorische Bestrebungen wie andernorts und wie sie von den adeligen Vögten bekannt waren, hier vielleicht mit dem Versuch über die große Burginsel die Nemmenicher Nachbarn einzufangen, mussten an dem mächtigen Unterherren scheitern. Schließlich war Dreiborn die größte und mit weitestgehender Autonomie ausgestattete Unterherrschaft im Herzogtum. Daran hatten sich auch andere schon die Zähne ausgebissen. Erst als Nemmenich infolge der Einigung des Lehnsstreits über den Mannfall an Jülich fiel, kam der Lauvenburg auch die Landtagsfähigkeit im Herzogtum Jülich zu. Der Codex Welser verzeichnet sie 1723 unter ihrem Burgherrn Cramer als landtagsfähigen Sitz und Jülicher Lehnsgut.

Louvenbergs Gut

Über die Ausdehnung des Guts ist bis in das 19. Jahrhundert nicht viel bekannt. In den Akten zum vorerwähnten Reichs­kammer­ge­richts­ver­fah­ren der Kreuz­herren wird es als nicht sonderlich einträglich bezeichnet. Bis 1794 ist die Mühle Lehnsgut zur Lauvenburg, 1818 wird das Gut mit "über 100 Morgen" zuzüglich neun Morgen Hausplatz, Weiher und Baumgarten angegeben, 1893 mit 193 Morgen.53 Nach dem Arer Dienstrecht aus dem 12. Jahrhundert umfasste das Lehen an einen Ministerialen drei Hufe.54 Eine Hufe war eine Hofstelle. Nach dem Bericht bei H. Müller war die rheinische Hufe im Hochmittelalter der Schwankung von 11,25 bis 21,6 Hektar unterzogen53, sicherlich nach Nutzbarkeit des Bodens. In der Zülpicher Börde könnten noch 100 Rheinische Morgen zum Arer Dienstrecht passen.

Hiervon ist zuzüglich der Burg von dem im Reichs­kammer­gerichts-Verfahren der Kreuzherrn thematisierten Stamm­gut56 aus­zugehen.

Neben diesem Stammgut besaßen die Louvenberg wenigstens ein Stockgut57, nämlich die 1550 von Dr. Siebert von Louvenberg in Erbpacht genommene Schef­fe­rei.

Diese Lehnsverhältnisse drückten sich beim Verkauf der Lauvenburg 1603 an den Kölner Bleyman aus: Vertreten durch den Schultheißen, der dem Hofgericht vor­stand, musste der Besitzübergang der "Stockgüter" durch den Lehnsherrn, hier den Herrn von Dreiborn, genehmigt werden. Beim Reichs­kammer­ge­richts­ver­fah­ren über das Stammgut trat hingegen der Herzog von Jülich als "Interessierter" auf.

Die Louvenberg bezogen Einkünfte im Übrigen aus Schuldverschreibungen und Leibgedingen sowie aus anderen Lehen. Darauf weisen sowohl die von Kastner verzeichneten Urkunden über Renteneinkünfte und Rentenverschreibungen im Zülpicher Raum als auch solche im Landesarchiv hin. Ein Lehen z.B. war das Deutzer Fähramt, das der Dr. Siebert d.Ä. als kurkölnischer Rat inne hatte (nach anderer Darstellung erst 1550 bekam). Renten z.B. zahlten Bauern im Zülpicher Raum an die Louvenberg nach Köln, bestanden aber auch an Steueraufkommen, Handels- und Transitgeschäften, und wurden gehandelt; z.B. wurde ein Rentenbrief von 1576, 1592 auf Gottfried Louvenberg ausgestellt, auf den Bonner Zoll an den klevischen Vizekanzler verkauft. Indes dürften Aussteuern für die zahlreichen Töchter und die Beschaffung kirchlicher Pfründe für die überzähligen Söhne kostenintensiv gewesen sein; z.B. bei der Versippung mit den Beywegh, die vom Pfalzgrafen auf ihre Herkunft aus dem englischen Niederadel in den Edelstand des Reichs diplomiert wurden und es zu Kölner Bürgermeistern brachten, Herren von Kriegshoven und Trierer Kammerherren.

Resümee

Das Haus Lauvenburg in Nemmenich unweit von Zülpich ist eine spätgotische Erweiterung eines Befestigungswerks, das vor 1246 zum Schutz der grundherrlichen Mühle entstanden ist. Der nach der Burg benannte Ortsadel, ursprünglich Arer Gefolgsleute, veräußerte 1603 Burg und Gut, die seitdem in bürgerlichem Besitz sind. Die Transkription von Lauvenburg in "Löwenburg" erscheint nicht stichhaltig, sondern dem phonetischen Gleichklang von Wörtern unterschiedlicher Bedeutung zu unterliegen; eine Übersetzung in "Auenburg" erscheint dagegen plausibel.