Die Jahresteilung
Ein Beitrag zur Chronologie
Der Aufsatz liefert eine Einführung in die Jahresteilung nach römischem Vorbild und die Etymologie der römischen und – unter Berücksichtigung der Besonderheiten im ripuarischen Rheinland – deutschen Monats- und Tagesnamen.
Gegenüber der Veröffentlichung im Verl. Arbeitskreis Geschichte Mausbach (Brauch, Kult und Volksglaube im Jahreskreis, S. 139-148, Stolberg/Rhld.: 2021) wird hier ferner der Ursprung der Tagesteilung in 2 x 12 Stunden und der Stunden in jeweils 60 Minuten erläutert.
Inhalt:
- Kalendergeschichte
- Julianischer und Gregorianischer Kalender, Revolutionskalender
- Die Jahreszeiten
- Drei-, Vier- und Achtteilung, römisch, keltisch, germanisch, mittelalterlich und neuzeitlich
- Der Jahresanfang
- römisch, keltisch, germanisch, christlich und zivil
- Die Monate
- Jahresteilung und Monatsnamen (Etymologie)
- Die Wochen
- Monats- und Jahresteilung
- Die Tage
- Wochenteilung und Tagesnamen (Etymologie) und Piktogramme, Tagesheilige
- Stunden und Minuten
- Tages- und Stundenteilung, Ursprung der Zählweise
- Quellen und Auswahlliteratur
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- Aufsatz "Jahresteilung"
- in: Brauch, Kult und Volksglaube im Jahreskreis", S. 139-148, Stolberg/Rhld.: 2021, Verl. Arbeitskreis Geschichte Mausbach (ISBN 978-3-9823390-0-9)
Kalendergeschichte
Seit der Expansion des Römischen Reichs an den Rhein (Brückenschlag bei Neuwied 55 v. Chr., Unterwerfung der Belger 50 v. Chr.) gilt im Rheinland die Jahresteilung in 365 Tage und 12 Monate nach römischem Vorbild.
45 v. Chr. ersetzte Gaius Julius Caesar den römischen Lunarkalender von 153 v. Chr. mit 355 Tagen durch einen Solarkalender nach ägyptischem Vorbild mit 365 Tagen, den nach ihm benannten julianischen Kalender. 1582 veranlasste Papst Gregor XIII. eine astronomische Verbesserung. Denn das julianische Kalenderjahr war 11 Minuten zu lang, sodass über die Jahrhunderte der nach dem Mond berechnete Termin des Osterfestes nicht genau genug mit dem Kalender übereinstimmte. Dieser gregorianische Kalender hat sich bis zum 19. Jh. durchgesetzt und bestimmt bis heute unsere Zählung. Unterbrochen wurde diese im Linksrheinischen nur vom französischen Revolutionskalender von 1793 (zurückdatiert auf 1792), im Rheinland gültig von 1799 bis 1805.
Der gregorianische Kalender ist weltweit der meistgebrauchte bürgerliche Kalender. Mit der mittleren Jahreslänge von 365.2425 Tagen kommt er den 365.24219052 Tagen (per Jahr 2000) des tropischen Jahrs näher als der julianische Kalender mit 365.25 Tagen und zahlreichen Schaltjahren, sodass dieser vom gregorianischen heute um 13 Tage abweicht. Der julianische Kalender wird aber auch heute noch in einigen Ost-Kirchen verwendet, was erklärt, warum in diesen das Weihnachtsfest am 7. Januar gegenüber dem katholischen am 25. Dezember gefeiert wird.
Die Jahreszeiten
Vor Caesars Neuerung bestimmten die Römer den Jahreslauf nach Winden und Sternen, am Zephyr, dem milden Westwind, an Arkturus, Plejaden, Sirius und Leier. Caesar setzte acht Jahrpunkte, die sich an den zwei Solstitien, den zwei Äquinoktien und den vier astronomischen Quartalstagen orientierten, mit der Himmelsmechanik aber nicht genau übereinstimmten. Caesar, der selbst Himmelsbeobachtungen anstellte und die Astronomie in Rom heimisch machte, dürfte sich der wissenschaftlichen Ungenauigkeit bewusst gewesen sein. In Rom aber wachte die Priesterschaft über den Kalender und Kalenderänderungen sind stets Ausdruck von Machtverhältnissen gewesen. So war ja auch der französische Revolutionskalender viel später ein Zeichen für die Aufhebung der Vormachtstellung der Kirche. Die Römer nun hatten z.B. das Wintersolstiz bisher am achten Tag vor den Kalenden des Januars gefeiert, also am 25. Dezember. Tatsächlich ereignet sich dies je nach Himmelsmechanik am 21. oder 22. Dezember. Caesar beließ jedoch die traditionellen Feste als Bezugspunkte der Jahresteilung an ihren alten Plätzen, um Widerstand gegen seine Reform klein zu halten, und dieses Kalkül ging auf und verhalf dem julianischen Kalender zur Akzeptanz.
Die acht Punkte der astronomischen Jahresteilung markieren ungefähr deckungsgleich die Feste der keltisch-römisch-germanischen Mischkultur im Rheinland und der Kath. Kirche. Ungleichheiten gab es bei den Jahreszeiten. Die Römer definierten die vier uns heute noch geläufigen Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Kelten und Germanen teilten ursprünglich nur in Winter und Sommer. Erst in der Spätzeit, vielleicht unter römischem Einfluss, teilten auch sie in vier Jahreszeiten, die Germanen eher grob. Deren Zweiteilung setzte sich im Mittelalter fort. Unter dem Einfluss der Kirche kam es mit der Osterzeit zu einer Dreiteilung, im Wesentlichen bezogen auf den Rechtsverkehr, und erst auf die Neuzeit hin zu hat sich die schon römische Vierteilung wieder manifestiert. Tab. Achtteilung, Schema
Der Jahresanfang
Der Jahresanfang des römischen Kalenders lag ursprünglich orientiert am witterungsbedingten Beginn der Feldzugs-Saison auf dem 1. März. Im Krieg 153 v. Chr. wurde jedoch ein früherer Feldzug erforderlich, die Amtszeit der Konsuln auf den 1. Januar vorgezogen, und da die Jahreszählung in der Römischen Republik an den Amtsjahren der Konsuln ausgerichtet war, wurde der Jahresanfang entsprechend verlegt.
Caesar behielt diesen Jahresanfang bei. Kelten, Germanen und das mittelalterliche Bauernjahr orientierten sich am Klima. Die Zeit um das für den 1. November beobachtete Wachstumsende war der Scheideweg vom alten zum neuen Jahr, mythisch unterlegt mit Totenfesten, wie sie heute noch in Allerheiligen und Allerseelen und wohl auch in dem in Deutschland in den 1990er-Jahren aus den USA übernommenem, ursprünglich irischen Halloween erkennbar sind. Den Fixpunkt der Jahreswende im Bauernjahr lieferte die Kirche mit dem Martinstag am 11. November. Dieser Termin deckte die Schlacht- und Opferbräuche ab, leitete auf die Fastenzeit zu und wurde im politischen System zu einem allgemeinen Termin für Abgaben (Martinsschoß, Martinisteuer).
Für die Hochzählung der Jahre bestimmte die Kirche, die sich weniger an der Natur als am eigenen institutionellen Interesse ausrichtete, ihre Hochfeste. So feierten die Römer Sol Invictus, den "unbesiegten Sonnengott", am 25. Dezember. Es wurde daher aus der Bibel errechnet, das just an diesem Datum der Heiland geboren wäre, womit etwa im 4. Jh. der Christtag erfunden worden war und der Kirche seitdem als der Jahresanfang galt. Zeitweilig kam dafür auch Ostern in Betracht, im Erzbistum Köln indes war der Weihnachtsanfang dominant.
Zur Neuzeit hin kam der 1. Januar aus dem römischen Kalender als bürgerlicher Jahresanfang hinzu, der parallel zum kirchlichen am 25. Dezember galt.
Die Monate
Das Wort Monat kommt von "Mond" als Bezeichnung für die Lunation, die Zeitspanne von Neumond zu Neumond. Der derzeitige Mittelwert beträgt 29.53 Tage. Um einen Mondkalender für die Landwirtschaft mit dem Sonnenjahr zu synchronisieren, wurde als 13. Monat ein Schaltmonat eingefügt. Der 1897 bei Coligny/Frankreich entdeckte keltische Kalender war ein solcher Lunisolarkalender. Alle fünf Jahre verschoben sich die Jahreszeiten um etwa fünf Tage nach vorne, was in einem 30jährigen Zyklus mit Wegfall eines Schaltmonats ausgeglichen wurde.
Caesar teilte das Jahr in 12 Monate und kam dabei mit einigen Schalttagen aus. Die Monatsnamen wurden in Kontinuität des römischen Kalenders in den julianischen übernommen. Zur Hälfte waren diese mythologisch, nach pantheistischen Riten im Jahreslauf bestimmt, zum anderen mit Ordinalzahlen wie in der monotheistischen hebräischen Kultur. Solange das römische Jahr am 1. März begann, waren Februar und Januar der 11. und 12. Monat des Jahres. Als 153 v. Chr. jedoch der Jahresanfang in Rom auf den 1. Januar vorgezogen wurde, stimmten Benennung und Zählung der Monate Quintilus (Fünfter), Sextus (Sechster), September (Siebter), Oktober (Achter), November (Neunter), December (Zehnter) nicht mehr überein. Quintilus und Sextus wurden umbenannt in Julius und Augustus, die übrigen Monatsbezeichnungen mit Ordinalzahlen blieben jedoch gleich. Mithin bezeichnet z.B. Dezember den 12. und nicht wie man vom Namen her meinen möchte (von lat. decem "zehn") den 10. Monat des Jahres. Dies hat im Hinblick auf die schon bei den Römern beliebten Abkürzungen zu mancher Verirrung geführt, indem IXber oder 9ber für September, den 9. Monat des Jahres, gehalten wurde, tatsächlich jedoch den November (von lat. novem "neun") bezeichnet.
Einhard, der Biograph Karls des Großen (747/48-814), berichtet, dass an dessen Hof ein Durcheinander an lateinischen und nichtlateinischen Monatsbezeichnungen in Gebrauch war, weshalb Karl sich zum Erlass einer in seinem Reich einheitlichen Monatsbenennung veranlasst gesehen habe. Was davon Eigenschöpfung und was volkstümlich war, ist nicht mehr nachvollziehbar. Auf die Monatsreihe Karls gehen jedenfalls die deutschsprachigen Monatsreihen zurück, indes mit regionalen Unterschieden und sukzessive durchsetzt mit latinisierten Entlehnungen wie Merzo für März, Aprilis für April. Letztlich haben die Setzungen der Latein sprechenden Kirche, mithin die römischen Monatsnennungen die deutschsprachigen verdrängt. In der Bewegung des Sprachpuritanismus ab dem 18. Jh. wurde erneut eine gemeindeutsche Monatsreihe vorgeschlagen, wobei es auch zu Neuschöpfungen kam wie z.B. "Taumonat" für Februar oder "Gilbhard" für Oktober. Dies hat sich ebenso wenig wie "Jungfernkerker" für Kloster durchsetzen können.
Karls Monatsreihe orientierte sich an Klima und Landwirtschaft. Insofern und da Karls Reihe für die Monate Dezember und Januar gleichermaßen "Wintermonat" vorhielt, kam es regional zu Abweichungen. Vereinzelt waren die Monatsnamen mythisch durchdrungen. Dies gilt für den Wolfsmond = Dezember oder Januar und im Rheinland für den Sporkel/Spörkel/Spürkel oder Weibermond = Februar.
Monatsnamen römisch und deutsch (Rheinland)
Mond = Monat
- Januar von lat. (mensis) Ianuaris nach dem zweigesichtigen Gott Ianus, abgleitet von lat. eo "dorthin, dahin" nach Eanus/Ianus, weil dieser der Gott des Anfangs (aus dem Chaos) und des Endes, somit auch der Türen und Tore, der Ein- und Ausgänge, mithin des Scheidemonats vom Winter zum (Vor-) Frühling war.
- Hartmond, Wolfsmond [dt.], auf die Niederlande zu Lasmond. Hartmond geht auf die "harte" Winterzeit, die hartgefrorene Erddecke oder den Schneeharsch zurück; Wolfsmond nach der Paarungszeit der Wölfe und von da den Wolfsverkleidungskulten; Lasmond evtl. nach mhd. "glänzend" im Hinblick auf die Reflektion des wiederkehrenden Lichts an der Schneebedeckung, nach anderer Auslegung: günstige Zeit für den "Aderlass" durch die Bader.
- Februar von lat. (mensis) Februarius von lat. frebruare "reinigen" nach den römischen Ritualen zur ersten Menstruation der Mädchen und den damit verbundenen Heiratsvermittlungen, den Februa "Reinigungsfest" in den Lupercalia in der zweiten Monatshälfte. Kirchlich "Fiebermonat" nach den aufgrund der Feuchtigkeit in dieser Jahreszeit vorgekommenen Krankheitshäufungen.
- Weibermond [rhein., ausgesprochen: Wiewermoont] nach den karnevalesken Umtrieben im Februar, auch Spörkel und Varianten Spürkel, Sporkel aus christlich verächtlich mlat. spurcialia "unflätige Bräuche" von lat. spurcus "schmutzig, unflätig". Eine andere Auslegung bringt "schmutzig" mit dem Tauwetter im Februar in Verbindung. Indes ereiferten sich christliche Prediger im 7. Jh. über Bräuche, die sie spurcialia nannten und solcherweise noch das Narrenschiff 1133 aus Kornelimünster, von ekstatischen, halb nackten, zumindest leichtest bekleideten Frauen begleitet.
- März von lat. (mensis) Martius "Monat des Kriegers/Krieges" nach dem Kriegsgott Mars, aus sabinisch mamers in der Bedeutung von lat. mas "männlich", weil in der Antike die regulären Feldzüge wetterbedingt im Frühjahr begannen. Im März versammelten sich die römischen Kriegstauglichen auf dem "Marsfeld".
- Lenzmond [dt.] von mhd. lenze "Frühling", wohl wie nd. lente "Tagesverlängerung" nach dem Primäräquinoktium.
- April von lat. (mensis) Aprilis abgeleitet aus lat. aperire "öffnen" oder apricus "sonnig" i.S.v. "der die Erde öffnende Monat" oder "Monat des Aufblühens".
- Ostermond [dt.] von ahd. ôstar "nach Osten hin" nach dem jahreszeitlich aus dem Osten steigenden Licht. "Ostermond" wird auch dem Umstand, dass das christliche Osterfest meist im April liegt, zugeschrieben. Indes wird in der christlichen Symbolik das Paradies allgemein im Osten, mit dem aufgehenden Licht verortet, daher die Kirchenarchitektur: im Westen der Turm als Symbol der Weltlichkeit, im Osten der Chor im aufgehenden Licht des Paradieses. Insofern ist die Verbindung von Ostermond und Osterfest letztlich doch den Lichtverhältnissen geschuldet.
- Mai von lat. (mensis) Maius ursprünglich nach der italischen Muttergöttin Maia, abgeleitet aus lat. magnitudine "die Große". Dann ist Maius i.S.v. "der Große" ein Beiname von Iuppiter (Jupiter), der spätere Hauptgott der Römer. Infolge der Ähnlichkeit der Namensgebung für Iuppiter und seine Schwester und Gattin Iuno aus Iovis liegt nahe, dass Maius=Jupiter dem Iunius=Juno vorgeht. Nach wieder anderer Darstellung ist Maius nach den maiores "Ahnen" benannt, da die Lemuria, ein röm. Totenfest, im Mai stattgefunden haben.
- Wonnemond [dt.], von mhd. wunne "Viehweideplatz" als auch "Lust", bezeichnet den Beginn der Weidesaison. Nicht zuletzt daher ist der Wonnemond eben auch als Lustmonat anzusehen. Hinweis geben auch die wohl auf keltische Wurzeln zurückgehenden Bräuche im Mai wie das Mai-Lehen, die Versteigerung junger Frauen, oder das Maien, das Werben der Burschen um die jungen Frauen. Die Kath. Kirche hat ihren in der Spätantike nach vorchristlichen Parallelen aufkommenden Marienkult gegen den römischen Kult der Maia/Bona Dea "die gute Göttin", deren Fest war am 1. Mai, abzugrenzen gesucht. Seit Ende des 18. Jh.s widmet sie den Mai der Marienverehrung, 1842 fand in Aachen erstmals eine Maiandacht statt, 1854 wurde es Dogma, dass Anna Maria sündenfrei empfangen habe.
- Juni von lat. (mensis) Iunius nach der römischen Göttin Iuno, abgeleitet aus lat. iuvo "ich helfe".
- Brachmond [dt.], kurz: Brammet von mhd. brâche "umgebrochener, ruhender Acker", Zeit, in der in der Dreifelderwirtschaft das Brachfeld bearbeitet wird. "Der lange/hungrige Brammet" heißt es, weil Bauer und Vieh im Juni knapp mit Nahrungsmitteln gestellt sind, deshalb ist auch der hagere Mensch ein Brammet.
- Juli von lat. (mensis) Iulius nach der Gens des römischen Staatsmanns Gaius Julius Caesar aufgrund der von Konsul Marcus Antonius eingebrachten Lex de mense Quintili "Gesetz über den Monat Quintilus" anlässlich der Kalenderreform durch Caesar 45 v. Chr. Vor 44. v. Chr. war Juli Quintilus zu lat. quintus "der Fünfte", der 153 v. Chr. um zwei Stellen verschobene, aber nicht umbenannte fünfte Monat des römischen Kalenders.
- Heumond [dt.], weil in dieser Zeit die erste Heu-Mahd eingebracht wurde.
- August von lat. (mensis) Augustus, seit 8 v. Chr. nach dem römischen Kaiser Gaius Octavius Augustus, zuvor Sextilus zu lat. sextus "der Sechste", der 153 v. Chr. verschobene, nicht umbenannte sechste Monat des römischen Kalenders. Augustus hatte im Sextilus sein erstes Konsulat angetreten. Die lange Regierungszeit des Augustus wurde als apollinisches Zeitalter (saeculum Augustum) und nach dem Bürgerkrieg um die Nachfolge Caesars als Ära des inneren Friedens, von Stabilität, Sicherheit und Wohlstand (pax Augusta) angesehen. Dass Kalendermonate nach römischen Herrschern benannt werden sollten, war nicht ungewöhnlich (Nero, Commodus), hatte jedoch nur in den Fällen von Caesar und Augustus Bestand.
- Augst, Ougst [dt.] vom römischen Augustus entlehnt und verkürzt, danach auch dr Aust "die Ernte", en dr Aust sien "Erntezeit", "gutes Geschäft".
- September von lat. (mensis) September von lat. septem "sieben", kurz: VIIber.
- Herbstmond [dt.], rhein. ausgesprochen: Here(f)smoont), oder bezogen auf die Jahreszeit: Spätjahr, [ndrhein.] Evenmond von lat. avena "Hafer". Zuweilen ist der September auch wie der Juni Brammet, wenn evtl. die Ernte ungünstig ausgefallen ist.
- Oktober von lat. (mensis) October, von lat. octo "acht", kuez: VIIIber.
- Weinmond [dt.], Remigiusmond [rhein., ausgesprochen: Remijesmoont] oder kurz: Meesmoont nach dem hl. Remigius (Gedenktag 1. Oktober).
- November von lat. (mensis) November von lat. novem "neun", kurz: IXber.
- Wintermond [dt.], Allerheiligenmond [rhein., ausgesprochen: Allerhillijenmoont].
- Dezember von lat. (mensis) December von lat. decem "zehn", kurz: Xber .
- Schlachtmond, rhein. auch: Andreasmond nach dem hl. Andreas (nach dessen Gedenktag am 30. November der Winter anfing: Der hillije Sint Dres brängk de ezte Fres, "Der hl. St. Andreas bringt den ersten Frost"). Schlachtmond und Wintermond sind austauschbar, je nachdem, wo wann die "Schweinereise" stattfand. Geschlachtet wurde nirgendwo vor Martini (11. November), allgemeinen ein Stichtag für die Abgaben an Adel und Klerus, um diese nicht evtl. zu mindern, und mit Rücksicht auf den historischen Quatember am Mittwoch nach St. Luzia (13. Dezember) also zwischen Martini und Quatember. Im Gültigkeitsraum der Wetterregel, dass St. Andreas Frost bringt, wird die "Schweinereise" im Dezember stattgefunden haben.
Die Wochen
Die Woche bestimmt sich nach dem Mondalter, was eine Teilung in vier Mal sieben Tage nahelegt. Der Sieben-Tage-Rhythmus war bereits im 3. Jt. v. Chr. in Ägypten gebräuchlich und gelangte von dort in die Bibel (1. Mose 2,2).
Seit 1976 wird in Deutschland die Woche aufgrund einer der Industriekultur geschuldeten Empfehlung der Internationalen Organisation für Normung (ISO) von Montag bis Sonntag bestimmt. Zuvor wurde die Woche mit dem Sonntag begonnen.
Die Wochen eines Jahres werden zivil als Kalenderwochen aufsteigend nummeriert. Erste Woche des Januars ist die, welche den ersten Donnerstag des Jahres enthält. Danach gibt es 52 bzw. 53 Kalenderwochen.
Eigenständige zivile Wochennamen gibt es nicht, wohl aber Verknüpfungen wie Kar- oder Osterwoche. In der mittelalterlichen Zählung ging die Woche vom vorangegangenen Sonntag an und wurde nach dem Introitus der sonntäglichen Messe benannt, wonach auch datiert wurde: "Sonnabend als man singt misericordia" bezeichnete den Samstag nach dem Sonntag Misericordia, der in der Messe mit Ps. 89,2 Misericordias Domini ... "Von den Taten deiner Huld, Herr ..." eröffnet wurde, nach dem Kalender für das Jahr 2022 also den 7. Mai. Indes wurde auch die kirchliche Oktave auf bewegliche kirchliche Hochfeste als Woche bezeichnet, nämlich dann, wenn das Fest nicht auf einen Sonntag fiel. So etwa für die Weihnachtswoche, derweil Ostern immer auf einen Sonntag fällt.
Die Tage
Ein Kalendertag ist die Zeitspanne von einer Mitternacht zur nächsten. Tag ist der lichte Tag, die Zeitspanne von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, die restliche Zeit des Kalender- oder Volltags ist die Nacht. Der Tag als lichter Tag entspricht auch dem christlichen Verständnis (1. Mose 1,5).
Tagesregenten
Während unser Kalender für jede der vier Jahreszeiten und jeden der 12 Monate eine individuelle Bezeichnung vorsieht, wiederholen sich alle sieben Tage die Namen für die Kalendertage. Grund ist die Wochenteilung des Jahres.
Bei der ersten Berechnung der Woche wies man die Tage sieben Hauptgöttern, symbolhaft durch die Planeten vertreten, zu. Planeten im Verständnis des Altertums waren die am Firmament ziehenden größeren Himmelskörper, die mit bloßem Auge zu erkennen waren. Das Fernrohr wurde erst im 17. Jh., "Spionierglas" genannt, erfunden. Sonne und Mond wurden zu den Planeten gezählt, mithin "sieben Hauptplaneten", in Kulturen mit Solarkalender angeführt von der Sonne, gefolgt vom Mond und den fünf hellen Planeten. Folglich begann die Woche am Tag der Sonne, gefolgt vom Tag des Mondes usw., was sich noch in unseren heutigen Tagesbezeichnungen abbildet.
Diese folgen den römischen, wobei in den deutschen Namen die germanischen Gottheiten unter die römischen subsumiert sind (Interpretatio germanica). Die Kirche als Vertreterin monotheistischer Kultur hat dem nicht folgen können und die Tagesbezeichnungen nach ihrer hebräischen Ursprungskultur in Ordinalzahlen geführt; nur der Sonntag zur Verehrung des "Herrn" und der Samstag aus dem jüdischen Sabbath weichen davon ab.
In der Kosmologie des Altertums ordnete man den "sieben Hauptplaneten" Metalle als Attribute zu, z.B. Blei dem lichtschwachen Saturn. Die Zuordnung war in der Antike nicht unbedingt einheitlich. Statt Eisen für den roten Mars kam auch Kupfer in Betracht und schillerndes Zinn für die helle Venus statt für den lichtschwächeren Jupiter, dem danach Bronze zukam. Die Planetenmetalle dienten aber auch zur Beschreibung der göttlichen Charaktere und sind daher und nicht zuletzt in Mittelalter und Neuzeit durch die Verwendung in der Alchemie auf die nachfolgenden Angaben vereinheitlicht worden.
Piktogramme für die "sieben Hauptplaneten" sind seit der Antike bekannt. Darauf gehen die uns heute als astronomische Symbole geläufigen Entwürfe des 16. Jh.s. zurück. In der, insbesondere in der Mangelwirtschaft des Mittelalters, ressourcenschonenden Schriftsprache wurden die Tagesnamen mit diesen Symbolen für die Tagesregenten dargestellt.
Tagesnamen deutsch → Metall und Piktogramm,
römisch und germanische Entsprechungen, kirchlich
- Sonntag → Gold, ☉
- [röm.] dies Solis "Tag der Sonne", nach deren Erscheinung golden
- [kirchl.] dies Dominica "Tag des Herrn"
- Montag → Silber, ☾
- [röm.] dies Lune "Tag des Mondes", nach dessen Erscheinung silbern
- [kirchl.] feria secunda "zweiter Tag"
- Dienstag → Eisen, ♂
- [röm.] dies Martis "Tag des Mars", Gott des Krieges, der sich erzern brünnt ≡ [germ.] (1) Tīwaz, erschlossen aus ahd. Ziu, Kriegsgott, danach ahd. zîstag, (2) westgerm. Nebenform Mars Thingsus, Gott des Things, germanische Rechtsversammlung, danach mnd. dingsdag
- [kirchl.] feria tertia "ditter Tag"
- Mittwoch → Quecksilber, ☿
- [röm.] dies Mercuri "Tag des Merkurs", Gott der Händler und Lügner, solchermaßen quicklebendig ≡ [germ.] altfränk. Wodan, Göttervater, Dichtergott, Totengott, Gott der Magie und der Ekstase, danach Wodenstag, aus kirchlichem Eifer unterdrückt zu lat. media hebdomas "Wochenmitte" (im Hinblick auf den Wochenanfang am Sonntag), indes noch niederländisch Woensdag, englisch Wednesday, westf. Gudenstag
- [kirchl.] feria quarta "vierter Tag"
- Donnerstag → Zinn, ♃
- [röm.] dies Jovi "Tag des Jupiter", Göttervater, thront zinnern mit Donner und Blitz ≡ [germ.] Donar, Gewitter-, Wetter- und Vegetationsgott, danach ahd. donarestac
- [kirchl.] feria quinta "fünfter Tag"
- Freitag → Kupfer, ♀
- [röm.] dies Veneris "Tag der Göttin Venus", Göttin der Liebe, liebesrot wie Kupfer, woraus auch Spiegel hergerstellt wurden ≡ [germ.] Göttin Frîja, "Geliebte", Gattin des Wodan und Göttin der Frauen, danach ahd. frîatac
- [kirchl.] feria sexta "sechster Tag"
- Samstag → Blei, ♄
- ätiologisch undeutlich, ahd. sambaztac aus griech. sambaton zu "Sabbat", nd. indes satertag wohl zur röm. Form
- [röm.] altrömischer Göttervater, von Jupiter verdrängt, daher dunkel, doch noch mächtig, daher auch schwer wie Blei
- [kirchl.] feria Sabbati "Sabbat" nach 2. Mose 20.8 "Ruhetag"
Tagesheilige
Unter dem Einfluss der Kath. Kirche waren vom Mittelalter bis in die Moderne Datierungen nach den vom jeweiligen Bistum gesetzten Festen und Gedenktagen für Heilige in Gebrauch. So bedeutete "an Georgi" oder "Sant-Georgstag" den 23. April, womit die bei der Kirche unbeliebten deutschen Tagesnamen entfielen. Gelegentlich konnte dergleichen auch in Verbindung mit Festen vorkommen, etwa "am Narrentag im Quatember vor Michaeli", der den Tag des Herbst-Äquinoktiums (23. September) bezeichnete. Bei den Hütungs- und Hebungsterminen wurde die Setzung der Tagesheiligen auch in der Moderne noch nach dem julianischen Kalender beachtet, wie das Umrechnungsedikt des preußischen Königs vom 31. August 1800 belegt.
Stunden und Minuten
Um die Tageszeit unabhängig von den sommers und winters unterschiedlichen Lichtverhältnissen zu bestimmen, wird der Volltag in 12 Tag- und 12 Nachtstunden geteilt und jede Stunde in 60 Minuten.
Diese Teilung geht bereits auf die Babylonier zurück. Sie ergibt sich aus der Zählung mit den Fingern. Gezählt wurden dabei nicht die Finger, sondern mit dem Daumen die jeweils drei Glieder der vier Finger einer Hand: 4 x 3 = 12. Mit der anderen Hand wurden die Durchzählungen memoriert, indem der Daumen für die ersten Zwölf zur Handfläche eingebogen wurde, der Zeigefinger für die nächsten Zwölf usf.: 5 x 12 = 60. Video Auf diese Zählweise gehen auch die früher auf der Basis 12 gebräuchlichen Münzsysteme insbesondere für Scheidemünzen und Mengeneinheiten im Handel zurück, z.B. 1 Reichtstaler = 24 Groschen, 1 Groschen = 12 Pfennige bzw. 1 Dutzend = 12, 1 Schock = 5 Dutzend = 60.